April 2017:

 

Die kleinen Wunderwerke am Rande des Weges

 

Auch in diesem Jahr beteiligte sich die Ortsgruppe des NABU an der Gestaltung des Kirschblütentages. Die botanische Wanderung unter der fachkundigen Führung von Janina Lang erfreute sich wieder an großem Interesse von Pflanzenfreunden weit über Weilheim hinaus. 

 

Wie alle Veranstaltungen startete auch die Botanische Führung am Marktplatz. Wer denkt, Pflanzen benötigen ein gut gepflegtes Beet kennt das Zimbelkraut nicht. Das ursprünglich aus den Südalpen stammende Gewächs schafft es, Leben selbst in die kleinste Fuge zu bringen. Diese kleinen Überlebenskünstler benötigen nicht mal einen Wegesrand, die Mauer vor dem Platz der Peterskirche reicht völlig.

 

Aufgrund der warmen Temperaturen entfalte die Natur ihre Strahlkraft. In exponierter Lage blühte bereits die erste Lichtnelke. Die Pflanzen am Wegesrand begeisterten unsere Gruppe durch Farbe und Formen. Manche Blütenkelche sind groß und weithin sichtbar. Manche Pflanzen, wie der Aronstab, haben kleine Blüten, die sich in tütenförmigen Hochblättern befinden. Hinter diesen unscheinbaren Hochblättern verbirgt sich ein raffiniert ausgeklügelter Bestäubungsmechanismus. Hier hat sich die Evolution, welch Wunder, etwas Besonderes ausgedacht: Durch Öltröpfchen an der Innenseite des Blattes, fallen Insekten, die durch einen aasartigen Geruch angelockt werden, in die Blüte. Die Insekten bestäuben zunächst die weiblichen Blüten. Die männlichen Blüten hingegen reifen mit einer geringen Zeitverzögerung. Daher werden die Insekten so lange im Innenraum dieser „Kesselfalle“ festgehalten, bis sie den reif gewordenen Pollen aufgenommen haben. Dann entlässt die Blüte ihre Gefangenen, die dann zur nächsten Blüte fliegen. Ein kleines Wunder der Natur. Im Herbst erkennt man die leuchtend roten Früchte des Aronstabs im Wald, die allerdings hochgiftig sind.

 

Andere Pflanzen sind in Lage, mit Hilfe von Bakterien Stickstoff aus der Luft zu nutzen, wie die Zaunwicke und andere Schmetterlingsblütler, die vielfach als Unkräuter bezeichnet werden. Viele dieser sogenannten Unkräuter, wie auch die Knoblauchsrauke, der Giersch oder der Gundermann haben einen hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt und erfreuen sich in der Wildkräuterküche zunehmender Beliebtheit. Zudem enthalten diese Pflanzen oft Bitterstoffe, die unseren handelsüblichen Gemüsepflanzen entzogen wurden. Diese Bitterstoffe erfreuen den Magen, unser Gaumen muss sich aber noch daran gewöhnen. Deshalb kommt es wie bei allem in Leben auf die richtige Mischung an. Pflanzen wie die echte Schlüsselblume liefern die Basis für Medikamente bei Erkältungskrankheiten.

 

Viele dieser Pflanzen sind als Unkräuter in unseren Gärten zu finden. Beliebt sind sie dort nicht. Beim Anblick der ersten Brennnesseln, des Giersch oder anderer Wildpflanzen greift so mancher Gärtner zur Hacke und entfernt diese ungebetenen Pflanzen. So mancher vergisst, dass bunte Schmetterlinge und andere Insekten diese Pflanzen als Lebensgrundlage benötigen. Wer sich im Sommer an bunten Faltern, Vögel und Insekten erfreuen will, muss auch diesen Pflanzen ein Refugium im Garten gönnen.

 

Die ersten Maiglöckchen standen auch schon kurz vor der Blüte. Den Duft mag wohl jeder Pflanzenfreund. Im Gegensatz zum Wohlgeruch dieser hochgiftigen Pflanze steht der knoblauchartige Geruch des Bärlauchs. Die Blätter dieser Pflanzen sehen sich sehr ähnlich. Die eine oder andere Stelle teilen sich Bärlauch, Maiglöckchen, Aronstab und die Herbstzeitlose, die ebenfalls hochgiftig ist. Wildkräuter für den Salat oder die Kräuterlimonade sollte deshalb nur derjenige pflücken, der diese Pflanzen unterscheiden kann.  

 

 

 

Mai 2016

 

Führungswechsel bei der Botanischen Wanderung

 

Wie in den vergangenen Jahren unterstützen der Schwäbische Alb Verein und der NABU Weilheim/Teck die Biosphärenwoche mit einer Pflanzenführung. Ja, was blüht denn da? Die Frage stellt sich bei all der Blütenpracht in den Wiesen und Wäldern. Wiesenkerbel, Bibernelle, Wilde Möhre oder Wiesen-Bärenklau: ihnen gemeinsam sind die weißen Doldenblüten. Während die einen als Gewürzkraut, Gemüse oder zu herrlichen Frühlingssalaten verarbeitet werden können, empfiehlt es sich zu anderen Abstand zu halten. Ihre Blätter, Pflanzensäfte oder Wurzeln entwickeln toxische oder phototoxische Wirkung. Aber auch die giftigen Pflanzen gehören zu den Schätzen der Natur, ja, sie wurden sogar als Geschenk betrachtet. Menschen erkannten die heilende Wirkung und entwickelten aus den Inhaltsstoffen oft hoch giftiger Pflanzen wirksame Medikamente. Wer sich in der Natur bewegt, sich ihrer bedient, sollte wissen mit welcher Art Pflanze man es zu tun hat. 

 

Seit mehr als 30 Jahren hat Dietlinde Jenisch ihr Wissen über die Pflanzen an interessierte Pflanzen- und Naturfreunde weitergegeben. Wie groß war die Freude über die ersten Bocksriemenzungen an der Limburg vor einigen Jahren, wie groß war die Freude als sich aus den ersten fünf Exemplaren dieser seltenen Orchideenart eine stattliche Population entwickelt hat. Auch scheint der Bestand an Pyramidenorchideen gewachsen zu sein, hingegen hat der Bestand an Weißen Waldvögelein an Stellen abgenommen, an denen Wanderer von den vorgegebenen Wegen abgewichen sind. Wir hoffen, dass sich der Bestand dennoch erholt und im nächsten Jahr wieder mehr Exemplare zu finden sind.

 

Es müssen nicht immer Orchideen sein. Viele von uns teilen die Begeisterung von Dietlinde Jenisch für die vielen großen und kleinen Blüten am Wegesrand, die Hummeln, Bienen und anderen schillernden Faltern Nahrung und Unterschlupf bieten und wichtige Futterpflanzen für die oftmals stark spezialisierten Schmetterlingsraupen darstellen. Zu allen gibt es Interessantes zu erzählen. Die Begeisterung von Frau Jenisch teilen inzwischen Menschen aus Weilheim um Umgebung. Diese Begeisterung hat dazu geführt, dass trotz widriger Wetterprognosen auch dieses Jahr viele Pflanzenfreunde zur botanischen Führung kamen.

 

In diesem Jahr hat Frau Jenisch die Leitung der Wanderungen an Janina Lang übergeben. Janina Lang teilt mit Frau Jenisch die Liebe zu den heimischen Pflanzen. Sie gibt mit ebenso großer Freude ihr fundiertes Wissen weiter. Der NABU Weilheim möchte sich nochmals ganz herzlich bei Dietlinde Jenisch für ihren unermüdlichen Einsatz bedanken. Tatkräftig unterstützt wurde Frau Jenisch in all den Jahren von ihrer Schwester, Wilfriede Sperl. Auch ihr gebührt unser Dank. Der NABU Weilheim freut sich insbesondere, dass mit Janina Lang eine ebenso gut ausgebildete Kraft die zur Tradition gewordenen Pflanzenwanderungen weiter führen wird. Wir freuen uns auch, dass Janina Lang sich bereit erklärt hat, beim Ferienprogramm des NABU Weilheim für Kinder im nächsten Jahr mitzuwirken. 

 

 

Botanische Wanderung am 18. Mai 2014 -

Über Streuobstwiesen zu Weißen Waldvögelein und Bocks-Riemenzungen

 

Wie auch in den Vorjahren, beteiligten sich der Schwäbische Albverein und der NABU Weilheim an der Biosphärenwoche. Unter der fachkundigen Leitung von Herrn Dr. Egerer (SAV) und Frau Jensich (NABU Weilheim) startete die Pflanzenführung zur Limburg. Bei traumhaftem Wetter hatten sich Pflanzenfreunde aus Weilheim und aus umliegenden Ortschaften an der Adlerbrücke versammelt. An dem neuen Friedhof vorbei führte unser Weg zunächst durch die bunten Streuobstwiesen. Rötlich-purpurner Waldstorchenschnabel und hoher, gelber Scharfer Hahnenfuß prägten im unteren Bereich das Bild der Streuobstwiesen. Zu dem scharfen Hahnenfuß gesellte sich der knollige Hahnenfuß und die Knautzie, selten leuchtete ein blauer Wiesenstorchenschnabel uns entgegen. Für die weißen Farbtupfer sorgte der Wiesenkerbel.

 

Die Vegetation an den Straßenrändern entlang der feuchten Gräben zeigte auf engsten Raum eine beeindruckende Artenvielfalt. Mädesüß, die echte Nelkenwurz und die Bachnelkenwurz teilten sich den knappen Raum mit Sauergräsern, Sauerampfer, Schachtelhalm und Frauenmantel. Die letzten gelben Goldnesseln säumten den Weg.

 

Hin zur Weinsteige veränderte sich die Vegetation mit jedem Höhenmeter. Hier prägten Wiesensalbei, Zaunwicke, Rotklee, Weißes Labkraut und vereinzelte Margeriten das Bild der mageren Wiesen. In den lichten Bereichen der Streuobstwiesen sind die rundblätterige Glockenblume und die hier etwas seltenere vorkommende Wiesenglockenblume zu Hause. Das letzte Exemplar des Wiesenbocksbarts säumte unseren Weg. Auch die letzten Exemplare der Weißen Lichtnelke zeigten sich uns noch.

 

Die Mühen des Aufstieges zur Limburg wurden durch die faszinierende Flora und Fauna belohnt. Die Vegetation am Fuße des Gipfels ist geprägt durch ein kleines Wäldchen. Im Schatten der Bäume entdecken wir die letzten Bestände der wenigen, übrig gebliebenen, in Knospen stehenden Türkenbundlilien, den Rest haben sich die Rehe wohl schmecken lassen. In direkter Nachbarschaft zu dieser Rarität stehen Weiße Waldvögelein. In Gesellschaft dieser Orchideen wächst Schwalbenwurz, die einzige heimische Art der Seidenpflanzengewächse.

 

Die Magerrasenvegetation prägt den Kegel der Limburg. Aus dem Wäldchen kommend, empfängt uns eine Farbspiel in Rosa und Blau versetzt mit gelben Tüpfelchen, aufgelockert durch die sich im Wind wiegenden Zittergräser. Saat-Esparsetten, die Schopfige Kreuzblume und der Kleine Wiesenknopf sorgen für die Schattierung in allen Rottönen. Der Große Ehrenpreis erscheint in einem strahlenden Blau als Kontrast zum intensiven Gelb der Sonnenröschen. Inmitten dieser Blumenpracht waren sie, die 38 Bocks-Riemenzungen. Diese nicht sehr farbenprächtige Orchideenart fällt eher durch ihre bizarr wirkenden Blütenhüllblätter auf, die spiralig gedreht bis zu 6 cm lang werden können und der Pflanze ihren Namen gaben. Auch waren bereits die ersten purpurfarbenen Pyramidenorchideen zu sehen sowie ein unscheinbares Zweiblatt. Diese Orchidee präsentierte sich zierlich-elegant Grün-in-Grün. Mit geübten Blick konnten wir noch die Samenstände der ersten Küchenschelle auf der Limburg entdecken. Wir hoffen in den nächsten Jahren mehr dieser seltenen Frühblüher zu sehen. Ihre lila Blütenblätter bereichern das Farbspiel der ersten Blüten des Jahres auf der Limburg.

 

Auf dem Gipfel angekommen begrüßte uns ein herrlicher Blick auf die Teck und den Reußenstein. Hinter uns lag eine interessante Führung, bei der wir auch so manche Dinge über Verwendungsmöglichkeiten von Pflanzen lernten.

 

Wer wusste schon, dass unsere Vorfahren den Schachtelhalm zum Reinigen von Zinngegenständen eingesetzt haben? Die in den Zellwänden eingelagerte Kieselsäure macht dies möglich. Auch die schmackhafte Kostprobe der Samenkapseln der Wegmalve bleibt in Erinnerung. Aber bitte: nur wer sich sehr gut mit Pflanzen auskennt, sollte Wildkräuter für die Küche pflücken. Genießbare Wildkräuter haben zum Teil hochgiftige Doppelgänger. Nur wer absolut sicher diese Doppelgänger von den essbaren Pflanzen unterscheiden kann, darf pflücken! Wer ohne diese fundierten Kenntnisse Freude an der „wilden Kräuterküche“ hat, sollte sich Kräuterführungen anschließen, die im Frühjahr das eine oder andere Mal auf der Alb angeboten werden.

 

Der Kegel der Limburg hat sich uns als farbenprächtiger Ort von seltenen, teils sehr pittoresk wirkenden Blumen und Kräutern dargestellt. Dieser Ort ist die Heimat von wunderschönen Schmetterlingen wie dem Schwalbenschwanz. Wie so manches andere Kleinod ist der Schwalbenschwanz auf bestimmte Pflanzen angewiesen. Je artenreicher die Flora, desto interessanter ist die Fauna. Grundlage dieser Artenvielfalt ist der Magerrasen. Bitte schützen Sie mit uns dieses Reservoir seltener Blumen und Insekten. Schützen Sie den Magerrasen. Verlassen Sie nicht die angelegten Wege. Jeder Schritt zerstört die dünne Humusschicht und vernichtet seltene Blumen. Helfen Sie mit, damit wir uns auch in Zukunft an den seltenen Orchideen, unserer bislang einzigen Küchenschelle und all den anderen Blumen und Faltern erfreuen können.

 

 

Unser besonderer Dank geht an Frau Jenisch und Herrn Dr. Egerer, die wie jedes Jahr ihr umfangreiches Wissen an die Teilnehmer weiter gegeben haben.

 

 

 

Faszination Eulen : Waldkäuze balzen auch in Weilheim

 

Etwa 20 naturbegeisterte Kinder und Erwachsene konnte Bernhard Wöller, der Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe, am Freitag, 28.Februar 2014 bei der jährlich stattfindenden Führung zur Balz des Waldkauzes am Wanderparkplatz Egenfirst in Weilheim begrüssen.

 

Eingestimmt durch eine kurze Einführung über die in unserer Region vorkommenden Eulenarten erwanderte die Gruppe das Waldstück am Egenfirst und hielt dabei die Ohren auf, um den typischen Ruf des Waldkauzes zu hören. Unsere häufigste heimische Eule ruft nämlich im Spätwinter besonders häufig, da sie jetzt auf Partnersuche ist, um im frühen Frühjahr ihre Brut zu beginnen.

In jedem Fall lohnt sich ein Ausflug in den frühen Abendstunden in die benachbarten Wälder, denn immerhin ist in unserer näheren Umgebung sogar die weltweit größte Eule, der Europäische Uhu, wieder mit einer größeren Zahl von Brutpaaren vertreten.

 

Nachdem im letzten schneereichen Winter die Waldkäuze nur sehr verhalten und deutlich später im Jahr gerufen hatten, war der Gruppe in diesem Jahr das Glück mehr als hold : Denn neben mehreren rufenden männlichen und weiblichen Waldkäuzen war es den Teilnehmern sogar vergönnt, einen dieser heimlichen nächtlichen Jäger kurz zu sehen.

 

Noch ganz begeistert von diesem seltenen Erlebnis trat die Gruppe nach etwa 2 Stunden den Heimweg an.