Berichterstattung aus dem Dettinger Kirchturm - von Heinz Schöttner
06.03.2022
Die beiden Nistkästen sind „startklar“ gemacht für die neue Saison. Die alten Bodenbeläge wurden herausgerissen und dafür eine Mischung aus Kies und Sägespäne eingestreut. Ich hoffe, das war eine gute Wahl. Die Kamera im Ostkasten liefert hervorragende Bilder, die Kamera im Südkasten lässt in der Brillanz des Bildes etwas zu wünschen übrig, denn sie wurde durch den starken Luftzug, der da oben manchmal entsteht, mit feinstem Staub innen verschmutzt. Sie wurde bereits gereinigt, aber ganz gut wird es wohl nicht mehr.
Im Südkasten sitzt nun schon seit Tagen ein Turmfalkenmännchen und verteidigt den neuen Familiensitz gegen die Dohlen. Im Ostkasten hingegen sitzen immer wieder Dohlen, die wiederum die Turmfalken nicht hereinlassen.
Es ist im Nordfenster noch ein Nistkasten eingebaut, der aber keine Kamera besitzt. In ihm halten sich ebenfalls Dohlen auf, die ihn für sich reservieren.
Übrigens: wir haben dieses Jahr ein Jubiläum:
26.07.2021
Die 3 Jungen sind groß geworden und ausgeflogen. 2 x wurde ich von Nachbarn der Kirche gerufen, denn sie hatten sie an verschiedenen Orten am Boden neben der Kirche Junge gesehen. Offenbar sind sie erschreckt worden und sind ausgeflogen, obwohl ihnen dazu noch die Kraft fehlte. So landeten sie eher wie ein Fallschirmspringer einmal auf dem Vorplatz und einmal auf dem Rasen eines Nachbarhauses. Ich brachte sie jedes mal wieder hoch. Aber nach ein paar Tagen saßen sie auf dem First der Kirche und auf der Steinumrandung unterhalb den Uhren. Sie sind auch dort gut weitergefüttert worden und ließen sich aber auch ab und zu wieder im Turmfalkenkasten sehen. Nun sind sie ganz weg, wir hoffen alle, dass sie gut durch das erste Lebensjahr kommen, denn das ist das schwierigste für sie.
24.06.2021
3 junge Turmfalken bekommen bereits ihr Gefieder. Sie üben ihre Flugmuskulatur in dem sie immer wieder heftig ihre Flügel bewegen. Von der Mutter werden sie fleißig versorgt mit Mäusen. Ab und zu gibt es auch mal Singvogel, Eidechse oder Maulwurfsgrille, aber nur sehr selten. Das kleinste Küken von den ehemaligen 5 Geschwistern ist am 08.06. gestorben. Der Grund hierfür dürfte in seiner Unterversorgung zu suchen sein. Es bettelte wenn es was zu essen gab, wurde aber stets von den 4 anderen verdrängt. Die Mutter schritt nicht ein und tolerierte dieses für uns schreckliche Verhalten. Der tote Leib wurde einen Tag später an die restlichen Küken verfüttert. 8 Tage später starb das zweite Junge. Die Ursache konnte ich nicht feststellen, auch zeigte der Kadaver beim Herausholen keine Anzeichen von irgendwelchen Krankheiten. Den restlichen Dreien geht es gut und so bleibt es hoffentlich auch.
07.06.2021
Dieses Jahr hat es endlich wieder mal geklappt. Ohne viel Probleme überließen die Dohlen den angestammten Bewohnern den Nistkasten Ost. Es gab wohl einige kleinere Kämpfe, vor allem aber zwischen einigen Dohlen und am 27.Mai lag das erste Turmfalkenei in der Mitte des Kastens. In unregelmäßigen Abständen folgten die restlichen 4 Eier. Am 2. Juni schlüpfte das 1. Küken. Momentan sind 5 Küken im Kasten, wobei eines davon sehr klein ist. Es bekommt offensichtlich nicht genug Nahrung, es kann sich nicht vordrängen bei der Fütterung. Wahrscheinlich wird es sterben müssen. Die Falkenmütter scheinen da unerbittlich zu sein. Wir haben dieses Verhalten vor ein paar Jahren schon einmal beobachten können. Im Sudkasten scheint nichts mehr los zu sein. Die Dohlen haben angefangen zu brüten, aber mehr ist dann nichts passiert.
04.03.2021
Inzwischen sind beide Webcams in Betrieb. Die beiden Kästen habe ich mit Teppichbodenreste ausgelegt. Es ist ein Versuch. Sonst streute ich immer Rindenmulch oder Torf hinein. Das trug aber der Wind oder die Dohlen immer wieder nach draußen. Wir hoffen immer noch, dass in einem der Kästen Turmfalken brüten werden. Da sie ihr Nest nicht ausstatten und dass die Eier nicht umherrollen, habe ich ringsum auf dem Boden Leisten befestigt und ein Stück Teppichboden darauf gelegt. So soll verhindert werden, dass die Eier nicht umherrollen, weil in der Mitte der tiefste Platz ist. (Dies geht aus den Bildern nicht so gut hervor) Ansonsten bleibt uns nur noch die Hoffnung, dass die Turmfalken einen Kasten besetzen können. Und Ihnen, liebe Naturfreunde, wünsche ich spannende Beobachtungen. Machen Sie von den besten Situationen Bildschirmfotos und senden Sie sie mir. Für die besten Fotos bekommen Sie ein Turmfalkenei (unbefruchtestes) von mir.
09.12.2020
Der Ostkasten und der Südkasten wurde ausgewechselt in eine kompaktere Bauart aus Pressspanmaterial. Die Kameraanbringung ist bei beiden gleich: von hinten gesehen oben rechts blicken sie leicht schräg in das Innere. Leider waren beide Kameras sehr verstaubt, da sie immer einer starken Zugluft ausgesetzt sind und sich in den Kästen mit der Zeit viel Dreck und Staub ansammeln. Selbst bis ins Innere der Kameras ist der Staub eingezogen. Sie sind gerade in Reparatur aber spätestens bis zum neuen Saisonstart werden sie einsatzbereit sein. Momentan sind immer wieder Dohlen am Kirchturm zu sehen, sie sitzen in den Öffnungen am Kirchturm und auf den Zeigern der 4 Turmuhren und immer wieder kreisen sie laut rufend um den Kirchturm. Offenbar möchten sie sich heute schon ihren Brutplatz sichern. Auch Turmfalken sind ab und zu zu sehen. Wir können schon mal gespannt sein, wie es zur nächsten Brutsaison ab April dort oben aussehen wird!
09.06.2020
In der Zwischenzeit hat sich viel getan im Kirchturm Dettingen:
Die Turmfalkin hat 6 Eier gelegt. Am 22.Mai sind 5 Küken geschlüpft, jetzt sind nur noch 3 oben. Das unbefruchtete Ei habe ich nach einer Woche raus genommen. Doch wo sind die zwei fehlenden
Kleinen? Bis jetzt hat sich noch niemand bei mir gemeldet, der etwas beobachtet hat. Heute sind die 3 Jungen 18 Tage alt und es scheint ihnen gut zu gehen. Manche Zuschauer werden nicht zufrieden
sein mit der Qualität der Bildübertragung, aber dies hat folgenden Grund:
Aus ihrem angestammten Kasten im Osten des Turmes liesen sich die Falken von den Dohlen vertreiben. Sie bezogen dann kurzerhand den Südkasten, für den keine Webcam vorgesehen war. Deshalb musste
ich kurzerhand die Kamera dort installieren, dazu nahm ich das Guckloch, das zufällig genau über dem Gelege war.
Bei den Dohlen im Ostkasten war es so: sie hatten 5 Eier. Davon schlüpften 4 Küken. Zwei davon waren in den ersten Tagen tot, warum, lies sich nicht erkennen. Sie wurden auf den Nestrand gelegt,
von dem sie kurz darauf verschwunden sind.
Die zwei übrigen wuchsen ganz gut, aber am Sonntag, den 7. 6. Flog eines davon aus dem Nest und wurde dann auf der Straße darunter gefunden. Ich brachte es in einen kleinen Park in der Nähe, wo
es von den Eltern weiter gefüttert wird.
28.April 2020
Die Überraschungen halten an: Im Südkasten sitzt eine Turmfalkin auf 6 Eier, im Ostkasten hat sich eine WG gebildet, die Dohlin brütet in einer Ecke ihre Eier aus und im selben Kasten sitzt diagonal gegenüber eine weitere Turmfalkin auf einem Ei, vielleicht sind es heute auch schon mehr. Und: sie scheinen sich zu vertragen!
Die Unschärfe des Bildes bitte ich zu entschuldigen, denn es ist eine größere Aktion, zum Objektiv zu gelangen, das geht nicht ohne Störungen ab und da möchte ich nichts riskieren.
22.April 2020
Es gibt immer Überraschungen im Turm. Lange Zeit haben die Turmfalken ihren Stammsitz Ost gegen die Dohlen verteidigt. Doch jetzt scheinen sie aufgegeben zu haben. Im Kasten Ost sind nun die Dohlen. Aber so leicht geben die Turmfalken nicht auf. Gestern war ich oben und habe auch in den Kasten Süd geschaut und was sehe ich da: in einer Ecke lagen 3 Turmfalkeneier!!! Heute sind bereits 4 drin! Ich habe eine der Kameras auf das Guckloch provisorisch montiert, deshalb diese Änderung, die einige Stammzuschauer verwirrt hat.
27.März 2020
Heute haben wir ein zweite Kamera im Ostkasten angebracht. Damit hat man jetzt einen ganz genauen Einblick zur Turmfalkenfamilie. Das Falkenpaar hält eisern Wache und verteidigt vehement ihren begehrten Brutplatz gegen die Dohlen. Sicher werden sie sehr bald mit dem eierlgen beginnen, denn es wurden schon mehrere Begattungen beobachtet.
24.März 2020
Die Umbauarbeiten sind abgeschlossen. Ein Turmfalkenpaar verteidigt äußerst konsequent ihr neues Heim. Fast rund um die Uhr bewacht mindestens einer den Turmfalkenkasten. Eine Kopula wurde auch schon beobachtet. Wir haben die Kamera verlegt auf eine waagrechte Position, in Kürze wird eine Zweite eingebaut, die wieder von oben nach unten blickt.
2.Feb. 2020
Zurzeit ist wegen Umbauarbeiten in der Kirche bzw. Turm die Zuleitung zur Kamera unterbrochen.
30.Jan. 2020
Den Turmfalkenkasten auf der Ostseite habe ich ausgewechselt in einen rundum Geschlossenen. Der Grund war der, dass es bei Wind sehr stark durchzog und bei der waagrechten Kamera häufig die Schutzscheibe verschmutzt war durch Kotspritzer oder Schabel daran wischen. Die Kamera sitzt jetzt oben und blickt genau senkrecht in das Geschehen im Nistkasten. Zudem wurde er mit einer Klappe ausgestattet, mit der der Kasten geschlossen werden kann. Dies finde ich notwendig, damit beim Zurückbringen eines zu früh ausgeflogenen Jungvogels, keiner von den Verbliebenen wegfliegen kann. (wie es auch schon geschehen ist)
11. Juli 2019
Heute muß ich leider von einer traurigen Entwicklung unserer Kirchturm-Falken berichten: Die Jungfalken haben sich angesteckt mit einer seltenen Krankheit Trichomoniasis (Gelber Knopf). Sie wird vor allem von Tauben übertragen und befällt Schnabel und Rachen. Das erklärt auch, woran der erste Jungfalke starb. Der zweite wurde am 9.07. gefunden auf der Kirchenmauer und sofort in das Vogelpflegezentrum Mössingen gebracht, wo ein Tierarzt diese Diagnose stellte. Der jungen Falke starb in der Folgenacht. Wir hoffen, dass wenigstens der Junge, der in der Nacht heraus flog, noch lebt.
Anfang Juli 2019
Die Kleinen wurden gut versorgt, erst mit kleinen Häppchen Mäusefleisch, später wurden die Portionen immer größer, bis sie so nach und nach das Verschlucken einer ganzen Maus lernen mussten. Eines der 3 Jungen war besonders eifrig beim Verspeisen und Verschlucken. Wie eine Beobachterin der Falkenkamera mir berichtete, erlitt er irgendwie dabei eine Verletzung seines Oberschnabels. Das vordere Stück fehlte plötzlich! Die Folge war, dass er dadurch nicht mehr fressen konnte und starb dann letzten Samstag. Ich holte ihn Sonntagabend heraus, machte das aber bewusst erst gegen 23 Uhr, da seine 2 Geschwister es nicht wagen sollten, aus Schreck hinaus in die Nacht zu flüchten. Einer aber machte es doch: laut schimpfend stürzte er hinaus, der andere duckte sich in eine Ecke. Nachdem das tote Jungtier herausgeholt war, wurde noch die Schutzscheibe vor der Kamera gereinigt und dann ging es wieder leise und vorsichtig hinunter. Montag sehr früh hielt ich vor Ort Ausschau nach dem geflüchteten Jungen. Da sah ich die 2 Elternvögel mit ihm zusammen um den Turm fliegen und dann hinein in den Dohlen-Nistkasten, der sich im Fenster Süd befindet. Die Turmfalkengemeinde kann also beruhigt sein, auch wenn zurzeit nur noch ein Jungfalke zu sehen ist, der Zweite hat seine erste Flugerfahrung hinter sich und es geht ihm gut!
Juni 2019
Am 10. Mai lagen 6 Eier in der windgeschützten Ecke und das Brüten begann. Geduldig blieb das Weibchen sitzen und das Männchen versorgte es stets mit Mäusen. Diesmal durfte das Männchen die Eier
nicht warmhalten, wie wir es in früheren Jahren beobachten konnten. Früher als erwartet, am 4.Juni schlüpften nach 26 Tagen 3 Küken. Die anderen 3 Eier waren wohl nicht befruchtet, eines davon
zerbrach im Nest, die restlichen 2 wurden herausgeholt. Da die 3 Kleinen sich sehr häufig in einer anderen Ecke des Kastens aufhalten, werden sie oft nicht von der Webcam erfasst. Deshalb wurde
sie wieder auf der alten Stelle am Kasten positioniert.
Mai 2019
Schlimme Zeiten haben unsere Turmfalken hinter sich: den ganzen April wurden sie von einem Dohlenpaar belagert und zeitweise auch heftig attackiert, den auch sie wollten hier oben ihre Jungen aufziehen. Aber die Falken verteidigten ihren Platz sehr tapfer. Nach vielen heftigen Kämpfen, bei denen die scharfen Krallen der Falken die Dohlen wahrscheinlich schlimm verletzten, gaben diese auf. Nun war endlich Ruhe eingekehrt und nun ging es bei Falkens an den Nestbau (wenn man es überhaupt so nennen konnte) Leider plazierten sie es in einem nicht einsichtbaren Winkel zur Webcam. Deshalb installierten wir sie jetzt gegenüber des Einflugfensters. Das ist zwar etwas ungünstig wegen des Gegenlichtes, aber immer noch besser als gar nichts sehen. Am 10. 05. lagen 6 Eier im Nest, wir alle freuen uns sehr und gratulieren dem Turmfalkenpaar!
April 2019
Schon lange beanspruchen das Turmfalkenpaar und ein Dohlenpaar diesen attraktiven Brutplatz. Beide Arten zeigen viel Geduld: die Falken innen und die Dohlen aussen. Sie hatten auch schon viele Zweige hineingeschleppt, aber die Falken haben sie zum Teil wieder entfernt. Ab und zu kommt es zu Attacken. Die Dohlen können blitzschnell zuhacken mit ihren spitzen Schnäbeln, aber sie müssen sich in acht nehmen von den nadelspitzen Krallen der Turmfalken. Wir hoffen sehr, dass die Dohlen bald aufgeben. Wir wissen, dass sie auch eine bedrohte Art sind, deshalb haben wir bereits letztes Jahr 2 weitere Kästen da oben eingebaut, einer in Südrichtung und einer in Nordrichtung. Da sind bereits Dohlen drin und sobald wir die 2. Webcam wieder in Betrieb nehmen können, werde wir auch ihnen zusehen können.
Dezember 2018
Der erste Nistkasten im Kirchturm unserer St. Georgskirche auf der Ostseite über der Uhr wurde viele Jahre lang von Turmfalken angenommen. Nach der Installation einer Internetcamera im Jahre 2012 konnten viele begeisterte Naturfreunde in Dettingen und Umgebung zuschauen, wie die Turmfalken jedes Frühjahr Eier legten, sie bebrüteten, wie die flauschigen Jungen geschlüpft sind, wie sie Federn bekamen und wie sie ausgeflogen sind. Aber dann kamen die Dohlen. Sie verdrängten die Turmfalken, obwohl die Falken eigentlich besser „bewaffnet“ sind als sie. Wir installierten daraufhin zwei weitere Nistkästen, einen im Südfenster und einen im Westfenster, denn Dohlen sind ebenfalls eine geschützte Art. Aber ein halbwegs friedliches Zusammenleben der beiden Arten funktionierte leider nur einen Frühling lang: 2017 brüteten die Turmfalken das letzte Mal dort oben, die zwei anderen Kästen wurden von den Dohlen bewohnt. 2018 besetzten die Dohlen alle drei Nistkästen. Ab und zu kommen die Turmfalken vorbei, setzen sich kurz in ihren alten Kasten und sehnen sich wohl zurück nach den alten Zeiten. Lange haben wir gegrübelt und uns erkundigt, was wir da tun könnten. Man müsste etwas einbauen, das die Dohlen abhält. Die beiden anderen Kästen auf der Süd – und auf der Westseite dürfen sie ja weiterhin gerne bewohnen. Wir erinnerten uns an die alte Bauform des ersten Turmfalkenkastens: den hat ein NABU-Mitglied in den 80er-Jahren gebaut, ohne Bretter außen rum, nur Drahtgeflecht, den sogenannten „Hasendraht“. Und da haben Turmfalken trotzdem regelmäßig gebrütet, obwohl der Wind da oben oft mächtig durchpfiff. Turmfalken brüten zwar gerne in Nischen auf hohen Gebäuden, sie nehmen in Ausnahmefällen aber auch ein altes Krähennest auf einem hohen Baum an, wie wir es in der Vergangenheit schon mehrere Male erlebten. Dohlen hingegen sind reine Höhlenbrüter! Die Erkenntnis machten wir uns jetzt zu Nutze und montierten die Bretter rings um den Nistkasten Ost ab und ersetzen sie durch ein Drahtgeflecht. Wir hoffen sehr, dass dieser „Trick“ die Dohlen von einer Brutabsicht abhält, den Turmfalkenpaar es aber nichts ausmacht, so zu brüten. Hoffen wir alle, dass es gelingt!